Der Besuch der alten Dame

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Der Besuch der alten Dame“ – Eine Inszenierung des Literaturkurses GK1 der Q1 des Gymnasiums Wanne

„Niemand ist böse, nur schwach sind wir alle!“ Mit diesen Worten in Anlehnung an Friedrich Dürrenmatt endete die Aufführung von Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“, dargeboten von den Schülerinnen und Schülern des Literaturkurses GK1 der Q1 am 10. Juli in der Aula des Gymnasiums Wanne.

Seit Anfang Oktober vergangenen Jahres hatte sich der Literaturkurs mit Dürrenmatts tragischer Komödie, die im Jahre 1955 entstand und zu einem Welterfolg wurde, intensiv beschäftigt. Nachdem man den Text gelesen, erarbeitet und einen ersten Entwurf eines Spielkonzeptes beratschlagt hatte, besuchte der Kurs gemeinsam im November 2016 die Inszenierung des Schauspielhauses Bochum. Diese wurde anschließend vor dem Hintergrund der eigenen Spielideen und des eigenen Textverständnisses diskutiert. Es war in der Tat ein langer Prozess, bis die endgültige Spielversion des Literaturkurses, die eigens für die Bühne des Gymnasiums Wanne konzipiert wurde, vollendet war. Um die Spielzeit von 90 Minuten nicht zu überschreiten, entschied man sich, einen Erzähler einzubauen, der Ereignisse zeitraffend berichten sollte. Zum Zwecke der kurzweiligen Überbrückung von Bühnenumbauten wurden kurzerhand zwei kleine Boutiqueszenen eingeschoben, die gleichzeitig auch dazu dienten, die Kauffreude der Güllener nochmals zu unterstreichen. Von nun an hieß es die Rollen passend zu besetzen, Texte zu lernen, sich in seine Rolle hineinzuversetzen und diese erprobend zu spielen.

Am 14. Juli war es dann endlich so weit: Um Punkt 18.30 öffnete sich der Bühnenvorhang in der Aula  des Gymnasiums Wanne und die Aufführung nahm ihren Lauf.

Unsere alte Dame, überzeugend dargestellt von Gina Kaiser, kehrt als Milliardärin in ihre Heimatstadt Güllen zurück, um sich Gerechtigkeit zu erkaufen, indem sie den äußerst verarmten Güllenern für die Ermordung ihres einstigen Geliebten Alfred Ill, gekonnt gespielt von Florian Sczendzina, eine Milliarde bietet. Hatte dieser doch schließlich einst geschickt abgestritten, der Vater ihres gemeinsamen Kindes zu sein! Dass die Güllener zunächst mit Entrüstung auf ein solch  unmenschliches Angebot reagieren, ist selbstverständlich. Gleichwohl, schon bald wird deutlich, welche Macht die äußerst verlockende Geldsumme auf die doch stark verarmten Bürger ausübt. Die Kauffreude wächst und mit ihr wachsen die Schulden, denn zahlungsunfähig wie die Güllener nun einmal sind, lassen sie alles anschreiben. Dass diese Entwicklung für das Schicksal von Alfred Ill nichts Gutes bedeutet, ist naheliegend: die Ermordung des Protagonisten erweist sich als unumgänglich.

Die hier nur grob skizzierte Geschichte wurde von den Darstellern des Literaturkurses mit Humor, Ironie und viel Spielfreude auf der Bühne präsentiert. Vergessen waren Lampenfieber und stundenlanges Texte Lernen, denn alle freuten sich über eine wirklich gelungene Aufführung.

 

Susanne Siekmann